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Newsletter Nr. 3/2022
 
 
 
 
Dr. Julia Inthorn
Zentrum für Gesundheitsethik an der
Ev. Akademie Loccum

Liebe Leser*innen, liebe Kolleg*innen, liebe Ethik-Interessierte,

Weihnachten steht vor der Tür und die letzte Veranstaltung aus dem Jahresprogramm 2022 des ZfG liegt hinter uns. Wir freuen uns über die vielen Tagungen und Kurse, die wir in diesem Jahr erfolgreich durchführen konnten. Besonders spürbar war nach der pandemiebedingten Pause der Mehrwert des Austauschs in Präsenz. Auch im Bereich Forschung haben sich Themen weiterentwickelt, konnten methodische Ansätze geschärft werden und Synergien zwischen Projekten entstehen.

Wir danken an dieser Stelle unseren vielen Kooperationspartnern für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und alles, was daraus entstanden ist. Ebenso danken wir allen, die in Diskussionen und Austausch dazu angeregt haben, ethische Fragen zu vertiefen und Begründungen zu schärfen.

Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes und glückliches neues Jahr.

Es grüßt Sie im Namen des Zentrums für Gesundheitsethik

Ihre
Julia Inthorn
Direktorin

 
 
DAS ETHISCHE STICHWORT
 
Personalisierte Angebote in Medizin und Pflege

Personalisierte Therapieangebote und Services für Patient*innen oder ältere Menschen mit Pflegebedarf klingen nach maßgeschneiderter Therapie und besonderer Berücksichtigung individueller Bedürfnisse. Konkret werden bei vielen Anwendungen einzelne (klinische) Daten einer individuellen Patientin oder eines individuellen Patienten herangezogen, um therapeutische Angebote (zum Beispiel mit Hilfe eines mathematischen Modells eines physiologischen Prozesses) daran anzupassen oder um unmittelbar auf ihre/seine jeweilige Situation reagieren zu können. Hier liegt ein großes Potenzial, therapeutische Angebote zu verbessern oder Assistenz passgenau anzubieten. Gleichzeitig wird das Verhältnis von Daten, Datenfreigabe für bestimmte Zwecke und dem Individuum als einzigartigem Gesprächspartner im Gegenüber zum/zur Ärzt*in durch diese technischen Möglichkeiten herausgefordert. Kann durch eine immer genauere Abbildung der Situation einer Person durch immer mehr erfasste Daten Personalisierung von Angeboten Realität werden? Auch 2023 werden wir uns in Forschungsprojekten und Tagungen mit diesen Fragen auseinandersetzen. 

 
 
ZUM WEITERDENKEN
 
 

Impulse für die Pflegeausbildung

 

Pflege braucht neue Wege – und neue Formen der Mitgestaltung. Pflegeschüler*innen aus drei Pflegeschulen haben auf einer Tagung Vorschläge für Veränderungen in der Pflege und Pflegeausbildung entwickelt. Beispiele die Schule machen können:

 
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AKTUELLES
 
 
Forschung mit Behandlungsdaten

In der Pandemie wurde vielfach die mangelnde Digitalisierung des Gesundheitswesens beklagt und auf die Möglichkeiten verwiesen, wenn unter anderem Behandlungsdaten zu Forschungszwecken herangezogen werden können. Viele Fragen sind dabei noch ungeklärt, unter anderem wie die Qualität von Daten aus sehr unterschiedlichen Dokumentationskontexten sichergestellt werden kann oder wie Einwilligungsprozesse (opt-in oder opt-out Modelle) gestaltet werden sollten. Eine aktuell veröffentlichte Stellungnahme eines Forschungsverbunds in Heidelberg präsentiert neben den ethischen und rechtlichen Fragen auch Ergebnisse einer Befragung unter Ärzt*innen. Hier werden neben den Chancen auch die für die Praxis noch zu klärenden Fragen wie die Vergütung und Sorgen um das Vertrauen im Arzt-Patienten-Verhältnis deutlich.

 
 
KONTROVERSE
 

Heilung um jeden Preis?

Seit einigen Jahren kommen zunehmend Arzneimittel auf den Markt, die neue Perspektiven für die Behandlung schwerwiegender Erkrankungen eröffnen, aber zugleich extrem teuer sind. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Gentherapien (einschließlich der so genannten CAR-T-Zelltherapie). Ein viel diskutiertes Beispiel ist das Medikament Zolgensma, das zur Behandlung der spinalen Muskelatrophie – einer Erbkrankheit, die bei etwa 1 von 10.000 Neugeborenen auftritt – eingesetzt wird und regulär um die zwei Millionen Euro kostet.

Bisher ist der Einfluss von Gentherapien wie Zolgensma auf die Arzneimittelausgaben der Gesetzlichen Krankenkassen trotz der hohen Kosten im Einzelfall überschaubar. Das liegt vor allem daran, dass die meisten Erbkrankheiten sehr selten sind und dass bisher erst weniger als 20 Gentherapien zugelassen sind. Aber was passiert, wenn in Zukunft immer mehr solcher innovativen Medikamente entwickelt werden? Wie viele Zwei-Millionen-Euro-Therapien im Jahr kann sich ein solidarisch finanziertes Gesundheitssystem leisten? Und sind die hohen Preise für Gentherapien überhaupt gerechtfertigt, oder nutzen die Pharmaunternehmen hier die (aktuell noch bestehende) Zahlungsbereitschaft der Gesellschaft aus?

Die Diskussion über den Umgang mit hochpreisigen Arzneimitteln wird bislang vor allem in der Gesundheitsökonomie und angrenzenden Disziplinen geführt. Sie wirft jedoch auch genuin ethische Fragen nach Fairness (bei der Preisgestaltung für innovative Arzneimittel) und Gerechtigkeit (bei der Verteilung begrenzter finanzieller Ressourcen im Gesundheitssystem) auf.

 
 
ETHIK UND RECHT
 

Ethische Probleme der Aut-Idem-Regelung

 
 
Seit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz 2007 ist die Apotheke dazu verpflichtet, wirkstoffgleiche Generika-Präparate auszutauschen, wenn für diese ein Rabattvertrag existiert. Nur wenn der behandelnde Arzt explizit vermerkt, dass kein Austausch stattfinden soll (Nec aut idem“), wird davon in der Apotheke abgesehen.
 

Fraglich ist, ob dies für die Patient*innen zu ethischen Problemen führt. Da die Patient*innen die objektive Produktqualität eines Arzneimittels i.d.R. nicht selbst einschätzen können aber dennoch aufgrund der ärztlichen Beratung und anderen institutionellen Arrangements in die Wirksamkeit vertrauen, handelt es sich bei Pharmazeutika um sogenannte Vertrauensgüter.  

Bisher ist allerdings unklar, welche Folgen Substitutionen auf das Vertrauen der Patient*innen in die Produkte haben. Ebenso gehören Substitutionen nicht zu den Aufklärungspflichten – damit kann es für einen Patienten unklar sein, weshalb er nach einem ihn unbekannten Rabattvertragsabschluss, ein anderes Arzneimittel ausgehändigt bekommt. Aus ethischer Sicht wäre daher zu fragen, welche Möglichkeiten es gibt, die Aut-Idem-Regel transparenter zu kommunizieren, um so der Patientenautonomie und dem Patientenvertrauen Rechnung zu tragen.  

 
 
 
Kurse und Tagungen
 
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T: 0511 1241-496
E: stefanie.hennemuth@evlka.de
 
 

 
 
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